Anfang Februar sendet Maria Klemm, pensionierte Mitarbeiterin in Dreikönig und Vorstandsfrau beim Institut für Theologie und Politik, die ersten Infos zur Inhaftierung befreundeter TheologInnen aus Münster via Smartphone. Wir sind aufgeschreckt, in welcher Weise die Polizei aus Recklinghausen ebenso grund- wie skrupellos gegen engagierte Menschen vorgegangen ist. Es trifft unmittelbar, wenn man die Betroffenen kennt und sie schätzt als KollegInnen, die das berufliche Glück, den wunderbaren Mut und die politische Entschiedenheit besitzen, Reflexion und Aktion miteinander zu verbinden.

Sie sind vernetzt vor Ort und weltweit mit sozial engagierten Gruppen und Bewegungen, sie sind links engagiert, weil sie die Bibel lesen und ins Heute übersetzen. Sie sind MitarbeiterInnen des Instituts für Theologie und Politik in Münster (ITP), das seit über 25 Jahren Forschungs- und Bildungsarbeit an der Schnittstelle von Kirche und Sozialen Bewegungen betreibt. Zurecht schreibt das ITP in seiner Pressemitteilung vom 6. Februar: „In diesem Zusammenhang hatte das Institut auch am Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus im Vatikan teilgenommen, um dort über die Aktivitäten gesellschaftlicher Basisbewegungen in Deutschland zu berichten. Aktuell beschäftigt sich das Institut in enger Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren intensiv mit der Klimafrage und hatte hierzu im Oktober die Klimasynode organisiert. Aus Interesse für Aktivitäten der Klimabewegung waren die TheologInnen auch in Datteln unterwegs.“ Dort laufen Proteste gegen das Kohlekraftwerk Datteln 4.
Freiheitsentziehung ist eine der schärfsten Maßnahmen, die es überhaupt gibt.Anwalt Wilhelm Achelpöhler
Dr. Julia Lis, Benedikt Kern und Nils Laackmann wurden auf dem Weg nach Datteln angehalten und verhaftet, das Auto beschlagnahmt. Sie mussten sich ausziehen, Körperöffnungen wurden „untersucht“, man sperrte sie in Einzelzellen, halbnackt, frierend, Kontakt zu einem Anwalt wurde verweigert. „Freiheitsentziehung ist eine der schärfsten Maßnahmen, die es überhaupt gibt“, kritisiert ihr Anwalt Wilhelm Achelpöhler, mit dessen Unterstützung die engagierten TheologInnen nun an die Öffentlichkeit gegangen sind und Klage eingereicht haben gegen das Vorgehen der Polizei.
Anwalt Achelpöhler hat Strafanzeigen und einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gestellt. Letzterer richtet sich gegen das gegen die drei Münsteraner ausgesprochenen Verbot, sich drei Monate nicht in der Nähe des Kraftwerks aufzuhalten. Eine Polizei im Dienst der Interessen von Mächtigen versucht einzuschüchtern, aber die TheologInnen sind entschlossen, ihrem Dienst an Menschen treu zu bleiben.
P. Bernd